Yoga und Schwangerschaft

Schwangeren wird oft geraten, in den ersten drei Monaten nicht oder nur sanft Yoga zu praktizieren. Das ist ein etwas vereinfachter Rat, der aber einen wichtigen Kern hat: Trotz körperlicher Phänomene wie Morgenübelkeit fühlen sich viele Schwangere im ersten Trimester noch nicht „richtig“ schwanger; der Bauch ist kaum oder nicht zu sehen, die Bewegungen des Fetus sind nicht spürbar, die Brüste haben oft noch Normalgröße.

Das Gefühl, im eigenen Körper zu zweit zu sein, hat sich noch nicht eingestellt. Genau das aber ist die Basis einer sicheren Yogapraxis während der Schwangerschaft. Denn wer schwanger ist, muss nicht nur die eigenen Bedürfnisse gut wahrnehmen können und auf die eigenen Grenzen achten, sondern auch Verantwortung für ein zweites Wesen übernehmen.

Viele Schwangere entwickeln glücklicherweise schnell besagtes Zu-Zweit-Körpergefühl und stellen instinktiv auf eine sanftere Yogapraxis um, wechseln in einen Pränatal-Kurs oder zu einem weniger dynamischen Stil. Gerade aber Praktizierende, die beim Yoga primär ihre Figur im Fokus sehen, müssen jetzt aufpassen. Natürlich ist nichts gegen einen schönen Körper einzuwenden. Aber wenn einen die Angst davor, in Kürze „wie ein Wal“ auszusehen, ins Yoga-Studio treibt, besteht die Gefahr, die Bedürfnisse des heranwachsenden Fetus nicht ausreichend zu beachten. Dann wird jede Art von Sport zur Gefährdung für die Schwangerschaft.
Um das zu verhindern, können sich Schwangere an zwei Grundregeln halten: Der Atem sollte durchgängig ruhig fließen können: das heißt, sobald tiefes, regelmäßiges Atmen schwierig wird, solltest du in eine einfachere Variation der Haltung gehen oder in die Kindhaltung (mit geöffneten Knien, am besten mit einem Kissen oder Yoga-Bolster zum weichen Ablegen von Kopf, Bauch und Hüfte).

Auch sollte sich während der Praxis nie ein Gefühl von Kampf oder Durchhalten müssen einstellen: Das deutet auf Überanstrengung und damit Anspannung hin. Und schließlich sollten vor allem Rückbeugen aus der Bauchlage und spezielle Bauchübungen, etwa das Boot, vermieden werden.

Vom vierten bis zum sechsten Monat der Schwangerschaft darfst du wieder ganz entspannt jede Form von Yoga praktizieren, die dir gut tut. Der wachsende Bauch stellt automatisch Ansprüche, die meist leicht zu erfüllen sind. Sprünge etwa tun dem Bauchbewohner nicht gut – Ashtanga-Fans sollten nun zu Hatha-Yoga-Kursen wechseln. Auch Dreh-Positionen dürfen jetzt nicht mehr auf die geschlossene Seite (also dort, wo zum Beispiel ein angewinkeltes Bein ist) hin ausgeführt werden, sondern nur mehr auf die offene.

Im letzten Drittel der Schwangerschaft fallen dann auch alle Umkehrhaltungen weg, also Schulterstand, Kopfstand etc. Bis zu welcher Schwangerschaftswoche Yoga überhaupt ausgeübt werden kann, signalisiert der Körper meist recht deutlich.

Yoga in der SchwangerschaftDer Nutzen von Yoga in der Schwangerschaft

Viele Schwangere sind – vor allem bei der ersten Schwangerschaft – übervorsichtig, was körperliche Bewegung angeht. Dabei macht es schon in Hinblick auf die Geburt Sinn, sich während der Schwangerschaft fit und beweglich zu halten. Yoga ist eine der Sportarten, die sich dafür optimal eignen. So kann regelmäßiges Schwangeren-Yoga typische Beschwerden wie Rückenschmerzen, Müdigkeit, Wasseransammlungen lindern oder sogar verhindern. Außerdem lernt die Schwangere durch angeleitete bewusste Atmung und Atemübungen zu entspannen.

Viele Yogatreibende berichten, dass ihnen das Wissen um die entspannenden Qualitäten von tiefer Atmung während der konkreten Geburtssituation sehr geholfen hat. Gerade die Kindhaltung wird zur Entspannung empfohlen und um selbst zur Ruhe zu kommen und dem Ungeborenen ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln.

Patricia Thielemann, eine der bekanntesten Prä- und Postnatal-Yoga-Lehrerinnen Deutschlands, ist überzeugt: Werdende Mütter teilen alles, was sie während der Schwangerschaft erleben, mit ihrem Kind. Deshalb rät sie: „Zeigt Eurem Baby all das, was das Leben für Euch lebenswert macht.“ Und dazu gehören eben auch körperliche Aktivitäten wie etwa Yoga – und nicht nur müßiges Abhängen auf der Couch!

Quelle: http://www.yogaeasy.de