
Die neuen Väter
Vor gar nicht allzu langer Zeit waren die Rollen noch klar verteilt: die Mutter blieb beim Baby, sorgte für den Haushalt und der Vater ging arbeiten, um in erster Linie die Familie zu ernähren.
Spätestens seit der Einführung des Elterngeldes 2007 haben sich diese Rollen ganz klar neu verteilt: Die Väter sind auf dem Vormarsch, kümmern sich liebevoll um den Nachwuchs, sitzen auf Spielplätzen, schmeißen nebenbei den Haushalt und tauchen sogar in DELFI- oder Musikgarten-Kursen auf, während Mama wieder arbeiten geht und ihre neu gewonnene Freiheit genießt.
Dabei haben es die neuen Väter nicht immer leicht. Viele Arbeitgeber stehen den Vätermonaten noch eher kritisch gegenüber. Und da immer noch mehr Männer als Frauen in Führungspositionen beschäftigt sind, ist es für die Väter nicht immer problemlos möglich, 2 Monate oder sogar länger Elternzeit zu nehmen. Trotzdem nimmt seit Einführung des Elterngeldes immerhin schon jeder 4. Vater 2 Monate Elternzeit!
Für Väter ist die intensive Zeit mit ihrem Baby eine ganz besondere Erfahrung. Anfangs vielleicht noch etwas unsicher, meistern die meisten Väter die Betreuung und Versorgung des Kindes doch ohne Probleme. Dabei können und wollen sie nicht die Mama ersetzen, sondern sie machen es auf ihre eigene Art ebenso gut.
Diese intensive Zeit mit dem Baby allein gibt den Vätern endlich die Möglichkeit, ihrem Kind auch in den ersten Lebensjahren besonders nah zu kommen und Erfahrungen zu machen, die bisher fast ausschließlich den Müttern vorbehalten waren. Der erste Brei, die ersten Schritte, die ersten Worte. Die Entwicklung des eigenen Kindes für eine gewisse Zeit verfolgen zu können ist der Wunsch vieler Väter, die Elternzeit nehmen. Und die Babys genießen diese Zweisamkeit ebenso und akzeptieren den Papa als gleichwertigen Elternteil.
Elternzeit zu nehmen fördert nicht nur die Beziehung zwischen Papa und Baby. Für viele Paare bringt diese „umgekehrte“ Rollenverteilung auch mehr Verständnis füreinander. Die Arbeit des anderen erfährt durch diesen Rollentausch oft eine größere Wertschätzung. Hat Papa vor der Elternzeit noch gedacht, Mama hätte ja zu Hause alle Zeit der Welt und könnte sich mit dem Baby einen gemütlichen Tag machen, weiß er nach der Elternzeit, was es wirklich bedeutet, sich einen ganzen Tag intensiv um Baby und Haushalt kümmern zu müssen.
Viele Männer sind erstaunt, wie arbeitsintensiv und anstrengend so ein Tag „zu Hause“ mit Wäsche, Einkaufen, Putzen, Aufräumen, Arztbesuchen und nicht zuletzt der Versorgung des Kindes doch oft ist. Ebenso kann Mama mehr Verständnis für den Papa aufbringen. Nach einem 10-Stunden-Arbeitstag ist es auch nicht leicht, sich am Abend noch voll in die Familie einzubringen. Die Möglichkeit der Väter, aktiv am Familienleben mit zu wirken, kann sich in jedem Fall positiv auf das Zusammenleben der ganzen Familie auswirken. Die Mütter sind ausgeglichener, weil auch sie etwas zur Haushaltskasse beitragen können und frühzeitig wieder in den Beruf einsteigen können. Und die Väter sind zufriedener, weil sie endlich Zeit haben, sich ausgiebig mit ihrem Baby zu beschäftigen.